Interview mit dem Gründer der Gravenbruch-Gruppe bei Facebook.

Interview mit dem Gründer der Gravenbruch-Gruppe bei Facebook, Alexander Jungmann. Er zählt inzwischen 49 Lenze, ist Vater von vier Kindern, glücklich verheiratet, von Beruf selbstständiger Fotodesigner und Grafiker, parteiloses Mitglied im Ortsbeirat Gravenbruch und lebt seit seiner Geburt mit kurzen Unterbrechungen in Neu-Isenburg.

Alexander Jungmann während des Interviews.
Alexander Jungmann während des Interviews.

Kerstin Diacont: Hallo Alexander, schön das du Zeit gefunden hast, dich unseren Fragen zu stellen.

Alexander Jungmann: Mach ich doch gerne, so wie ich die Gravenbruch-Gruppe betreue.

Kerstin Diacont: Dann steigen wir gleich mal ein und würden gerne von Dir erfahren, wie es eigentlich dazu kam, dass Du die Gravenbruch-Gruppe gegründet hast?

Alexander Jungmann: Nun, wenn ich mich recht entsinne, war dies im Januar 2016, dass ich in der größten Neu-Isenburg-Gruppe bei Facebook erfahren wollte, warum es zahllose Neu-Isenburg-Gruppen und sogar Zeppelinheim-Gruppen gibt, aber keine Gravenbruch-Gruppe! Eine Antwort bekam ich nicht wirklich, dafür aber zahlreiche Bekundungen, dass man von solch einer Gruppe Mitglied sein wolle, sofern sie den gegründet würde. Kurz entschlossen prüfte ich, ob der Gruppenname noch zu haben war und siehe da, die Gruppenbezeichnung war noch erhältlich. Ohne zu wissen, wie viel Ehrenamt und Arbeit ich mir damit auflud, entschied ich mich, die Gruppe am 14. Februar 2016 zu gründen. Für mich allerdings kurios, da ich zu diesem Zeitpunkt in der Kernstadt lebte und erst im April 2020 durch einen Wink des Schicksals tatsächlich nach Gravenbruch zog. Durch mein Ehrenamt verwandelte ich mich allerdings binnen Kürze zu einem gefühlten Gravenbrucher und lernte den Stadtteil und seine Einwohner immer besser kennen.

Kerstin Diacont: Und wie war die Resonanz?

Alexander Jungmann: Kaum das ich es kundgetan hatte, gesellten sich die ersten Mitglieder dazu und wenn ich mich recht entsinne, hatte die Gruppe nach nur sechs Monaten schon 500 Mitglieder und entwickelte ein reges Eigenleben.

Kerstin Diacont: Verlief das alles reibungslos oder kam es da auch zu Komplikationen?

Alexander Jungmann: Aber hallo, davon gab es in der Gründungsphase genügend und besonders ärgerlich waren die Querschläge oder auch Tastaturhelden genannt, die gerne mal andere Leute zur Weißglut brachten. Anders wie in anderen Gruppen versuchte ich jene stets direkt anzusprechen und traf mich sogar zu persönlichen Gesprächen. Oft konnte ich die Situation entschärfen, aber bei hartnäckigen Wiederholungstätern wurde in ganz seltenen Fällen auch schon mal ein Mitglied aus der Gravenbruch-Gruppe hinausgeleitet.

Kerstin Diacont: Wie stehst Du zum Thema Zensur?

Alexander Jungmann: Ja, ein oftmals heiß diskutiertes Thema und in anderen Neu-Isenburger Gruppen ein gängiges Prinzip, dem ich mich nicht anschließen wollte, da es mich selbst ungemein stört, wenn die Meinungsfreiheit unterdrückt wird. So habe ich von Anbeginn versucht, möglichst wenig einzugreifen und lasse die Selbstregulierung walten. Einige Zeitgenossen glauben allerdings, dass Beleidigen, Hetzen und Denunzieren zur Meinungsfreiheit zählen, was allerdings nicht der Fall ist, und dann sind Administrator gesetzlich sogar verpflichtet einzugreifen und entsprechende Beiträge zu löschen, sofern diese nicht schon durch Facebook selbst gelöscht wurden.

Kerstin Diacont: Das ist sicherlich sehr nervenaufreibend und da stellt sich die Frage, warum tust du dir das eigentlich an?

Alexander Jungmann: Nun ja, ich bin ein soziales Wesen, sehe so viele Dinge in unserer Gesellschaft, die schief laufen und ich will einfach unser Zusammenleben mit der Gravenbruch-Gruppe optimieren und für alle wenigstens etwas besser machen. Und ja, es gibt manchmal Momente, da fragt man sich, warum man sich den Stress eigentlich antut, insbesondere wenn es hitzige Diskussionen in der Gruppe gibt oder man beschimpft wird, aber durch ein freundliches und positives Gruppen-Klima halten sich solche Situationen in der Regel im Rahmen und kommen auch nur mehr ganz selten vor.

Kerstin Diacont: Was war denn die ärgste Beleidigung, die du dir gefallen lassen musstest?

Alexander Jungmann: Puh, da gab es nicht viel, aber das heftigste war, als mir jemand unterstellte, „braun“ und ein „Nazi“ zu sein und ich kurz überlegte, denjenigen anzuzeigen. Entschied mich dann jedoch für den Schleudersitz und geleitete die Person aus der Gruppe.

Kerstin Diacont: Wie geht es denn weiter mit der Gravenbruch-Gruppe und wie viele Mitglieder gibt es denn inzwischen?

Alexander Jungmann: Der Expansion der Gravenbruch-Gruppe sind keine Grenzen gesetzt und umso mehr wir werden, umso mehr können wir auch zusammen bewegen. Inzwischen bin ich ja nicht mehr alleine als Admin tätig und teile die Position mit vier weiteren Persönlichkeiten, die unsere Gravenbruch-Gruppe agil halten und pflegen. Aktuell sind es mehr als 2.100 Mitglieder, Tendenz steigend und ich rechne damit, zum Ende des Jahres die 2.500-Marke zu knacken.

Kerstin Diacont: Bei so viel Ehrenamt bekommt man da auch mal etwas zurück?

Alexander Jungmann: In der Tat, es kommen im Monat einige Stunden zusammen, die man für die Pflege einer solchen Gruppe aufwenden muss, damit der Laden läuft. Aber das schönste Geschenk und auch eine Bestätigung, das sich das Engagement lohnt, erhält man von Gruppen-Mitgliedern, die einen auf der Straße oder im Biergarten ansprechen und sich für die tolle Arbeit und die Existenz der Gravenbruch-Gruppe bedanken. Danach leuchtet mein Herz und mir kommen fast die Tränen vor Rührung.

Kerstin Diacont: Was war denn der schönsten Momente bei deiner Tätigkeit als Admin der Gravenbruch-Gruppe?

Alexander Jungmann: Uh, das ist wirklich schwer zu sagen und solche Momente gab es schon viele und ganz besonders freut es mich, wenn durch unsere Gemeinschaft jemandem geholfen werden konnte, egal ob es um einen verlorenen Gegenstand ging, der wiedergefunden wurde, etwas angedübelt werden soll oder nur mal eine Waschmaschine von starken Händen herunter getragen werden muss. Großartig war auch unsere Initiative, Lebensmittel-Einkäufe zu organisieren für Gravenbrucher die in der Quarantäne steckten und die Wohnung nicht verlassen durften. Es sind die vielen kleinen Dinge, die uns als Gemeinschaft gelingen, mich für die Mühen entschädigen und mit Glück erfüllen.

Kerstin Diacont: Das ist, glaube ich, ein schöner Abschluss für unser Interview und ich bedanke mich für das angenehme und aufschlussreiche Gespräch mit dir.

Alexander Jungmann: Gerne geschehen und es war mir eine Freude Auskunft zu geben.

Verweis zur Gravenbruch-Gruppe bei Facebook: https://www.facebook.com/groups/gravenbruch/

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